BUND-Kreisgruppe Essen

Presseerklärung BUND Essen: Mehr Platz für unsere Stadtbäume

23. Januar 2023 | Klimawandel, Lebensräume, Naturschutz

Unter dieser Überschrift setzt sich der BUND Essen für eine Verbesserung der Gemeinwohlleistungen der grünen Infrastruktur ein, die insbesondere die Optimierung unserer Baumstandorte in den Fokus nimmt.

 (Martin Kaiser)

„Im Zuge des Klimawandels werden es unsere Stadtbäume schwer haben zu überleben. Wir brauchen deshalb die Einhaltung der Mindeststandards in Bezug auf unsere Baumbeete für einen nachhaltig vitalen Stadtbaumbestand“, so Georg Nesselhauf und Martin Kaiser vom BUND Essen. „Dort, wo Baumbeete als gesicherter Lebensraum nicht der Mindestgröße von 12 m3 entsprechen und vielfach weiter eingeschränkt sind, sollten sie im Zuge jeder Straßenbaumaßnahme erweitert werden. Dazu bedarf es einer ressortübergreifenden Abstimmung, wann immer eine Straße aufgerissen wird“, erläutert der BUND Essen weiter und verweist auf die Empfehlungen, die die Stadt Essen sich in ihren „Empfehlungen für das Stadtbaummanagement“ (BaumAdapt) selbst zugesprochen hat.

Dabei ist die Ausgangssituation schon schlecht genug: Der Kronenzustand unserer Straßenbäume (und auch unserer Bäume in Parkbereichen und Grünanlagen) hat sich in den letzten Jahren rapide verschlechtert. Der Klimawandel mit seinen zunehmenden Trockenperioden ist im vollen Gange und wirkt sich durch deutlichen Vitalitätsverlust auf unsere Stadtbäume aus. Dabei brauchen wir gerade unsere großkronigen Bäume für ein lebendiges Straßenbild, den Rückhalt von Regenwasser, unser Mikroklima und die nachhaltige Beschattung in verdichteten Stadtteilen. Eine der extrem zunehmenden und noch unterschätzten Gesundheitsrisiken ist die Zunahme von Tropennächten, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt. Auch für die Artenvielfalt von Vögeln und Insekten & Co sind Bäume im Stadtbild unverzichtbar.

„Wenn wir unsere Straßenbäume als unabdingbares Mittel unserer Klimaanpassungsstrategie nicht verlieren wollen, müssen wir ihnen mehr Platz einräumen“, so Martin Kaiser. Dabei macht eine Großstadt wie München es vor: In einer eigenen zusätzlichen technischen Verordnung (ZTV) weist München seinen Straßenbäumen 36 m3 Platz in den jeweiligen Pflanzgruben zu und hat darüber hinaus ein eigenes Bodensubstrat entwickelt. In Essen sind es nur theoretisch 12 m3 (nach FLL-Standard / Fachgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau).

In ihren 2020 verabschiedeten Empfehlungen „BaumAdapt“, das die Sturmschäden insbesondere des Sturms Ela in den Blick nahm, weist die Stadt Essen neben den FLL-Standards auf zahlreiche weitere fachliche Vorgaben hin und konstatiert: „(…) neben einer konsequenten Umweltprüfung und klaren Vorgaben (…) (ist die) Sicherung und Entwicklung des Lebensraumes jedes Stadtbaumes von entscheidender Bedeutung. Die Umsetzung der rechtlichen und fachlichen Standards (…) ist somit Mindeststandard für einen nachhaltig vitalen Stadtbaumbestand.“
Weiter heißt es: „Aktuelle Satzungen (und) Ratsbeschlüsse (…) helfen bei der notwendigen Sensibilisierung der Bürgerschaft und aller Verwaltungsbereiche zur Unterstützung der notwendigen Maßnahmen zur Verbesserung der Gemeinwohlleistungen der grünen Infrastruktur.“ (Handlungsleitfaden BaumAdapt, S. 36).

„Wie kommen wir von der Theorie in diese Praxis, die unsere Straßenbäume überlebensfähiger macht?“, fragt der BUND Essen. Erste positive Erfahrungen hat die Stadt in Holsterhausen und im Haumannpark gesammelt. Nun kommt es darauf an diese Praxis schnellstmöglich in die Breite zu führen, so Maria Lüttringhaus von den RaumBotschafter*innen.

Wenn man bedenkt, dass unsere Bäume unterirdisch annähernd so groß wie überirdisch wahrnehmbar sind, ist klar, dass wir ihnen mehr Platz einräumen müssen. Stadtbäume der 1. Kategorie werden so groß wie Bäume in unseren Wäldern. Sie benötigen den entsprechenden Wurzelraum und Baumbeete, die eine Versickerung von Regenwasser ermöglichen. „Im anhaltenden Druck auf unsere innerstädtischen Flächen dürfen sie nicht die Verlierer sein“, so Martin Kaiser. Andere Flächeninanspruchnahmen insbesondere der ruhende Autoverkehr sind hier in den Blick zu nehmen. Dass die Parkplätze für die immer größer werdenden PKWs nun standardmäßig von 2 m auf 2,15 m ausgeweitet werden sollen, (dabei aber zu über 90 % nur herumstehen), geht für den BUND Essen in die falsche Richtung. Die Grüne Hauptstadt Europas kann mehr und hat in ihrer kommunalen Verantwortung Spielräume, die genutzt werden können. Bei begrenzten Haushaltsmitteln und knappen Personalressourcen brauchen unsere Kommunen dabei mehr Unterstützung, z.B. eine angemessene zusätzliche Finanzierung, um Klimaschutzmanagement angemessen und koordiniert vorantreiben zu können. Der BUND unterstützt diese Forderung des Klimabündnisses und wirbt in der Stadtbevölkerung für eine andere Aufteilung des Straßenraums, der unseren Straßenbäumen mehr Platz zum Leben einräumt.  

V.i.S.d.P.:
BUND-Kreisgruppe Essen
Martin Kaiser
martin.kaiser@bund-essen.de


Hier gibt es die Presseerklärung als PDF


Die WAZ hat berichtet: https://www.waz.de/staedte/essen/umweltaktivistin-fesselt-sich-an-strassenbaum-in-essen-id237440215.html?service=amp

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