BUND-Kreisgruppe Essen

"Selbst ist die Pflanze"

Buchrezension "Selbst ist die Pflanze" von Sigrid Tinz

 (N.Einhaus)

173 Seiten*, pala-Verlag, 2017

ISBN-13: 9783895663727 

Erscheinungstermin: 30. November 2017 

Preis: 19,90 €**

Gartenbesitzer*innen in der Stadt haben oft neben dem Beruf nicht viel Zeit übrig, sich ausgiebig mit dem Gärtnern zu beschäftigen.

Der Titel „Selbst ist die Pflanze. Einfach gärtnern“ verspricht hier eine Lösung.

Wie kann das angehen, und ist das ganze Vorhaben dann noch ökologisch sinnvoll zu bewerkstelligen?

Mit dem neuen Bewusstsein für die Notwendigkeit von Insekten, insbesondere Bestäubern, greift man gern zu den Angeboten in Baumärkten, welche mit bienenfreundlichen Pflanzen diesen Trend bedienen. Die Autorin lehnt diese sicherlich nicht ab, wie Hinweise auf Sonnenhut und Studentenblume1 zeigen.

Aber der Schwerpunkt der vorgestellten Pflanzenarten liegt auf den von Menschen oft gemiedenen Unkräutern (gibt es nicht – Wildkräuter sind gemeint!), welche Bienen oft lieben, wie z. B. den Wasserdost. Deren Stärken werden herausgestellt.

Es geht schließlich darum, dass sich die Pflanzen auch längere Zeit im Garten halten, und nicht, dass man mit Saisonbepflanzung mehrmals im Jahr die Lücken auf dem Erdboden mühsam schließen, dazu noch wässer und Verblühtes abzupfen muss. „Pflanzen bewachsen alles: Wälder und Beete, Flachdächer und Kellerschächte, Industriebrachen, Zäune und Teiche. Und fast überall kommen sie da ganz alleine hin.“2 „Probieren Sie einfach aus, was Sie mögen, nicht alles wird bleiben, wachsen und gedeihen.“3 Was stört, nimmt man weg – gut, wenn man da die Tricks der Pflanzen kennt.

Hier liegt die Erfüllung des Versprechens aus dem Titel: Die vorgestellten Pflanzen werden mit ihren eigenen Fähigkeiten, sich an bestimmten Standorten (ist es z. B. heiß, hell, trocken oder kühl und dunkel, feucht-nass am Gartenteich, zwischen Pflastersteinen und in Fugen, auf Kies oder im Gemüsebeet) zu halten und zu vermehren, erläutert.

Wie die verschiedenen Arten dies bewerkstelligen lässt schon staunen. Ich hab zuvor nie daran gedacht, dass mir die vielen Ameisen beim Gärtnern helfen, und dass einige Pflanzen dies fördern und durch Ameisenbrötchen (Elaiosomen) „belohnen“. Ameisen sehe ich nun mit anderen Augen. Insofern hilft mir das Buch, leicht lesbar geschrieben, dennoch Sachkenntnis vermittelnd, beim Versuch, als „Großstadtkind“ mit einem naturnahen Garten die vielen kleinen und großen Vergehen an der heimischen Natur ein wenig auszugleichen. Die Begeisterung der Autorin springt beim Lesen über und bestärkt darin, nicht nur auf die gängige, oft sogar sterile Bau- oder Supermarktware zurückzugreifen. Vielleicht demnächst sogar in Sachen Vorgarten, wo jeder hinschaut und ein Urteil fällt.

D. Einhaus / BUND Essen

* mit praktischer Liste zum besseren Überblick im Anhang.

** Gebraucht und somit recycelt, auch günstiger, selbst im online-Handel, aber die meisten werden es doch wohl behalten und oft benutzen wollen.

1 S. 78

2 S. 15

3 S. 78