BUND-Kreisgruppe Essen

Interview mit Dorothee Einhaus

Wie bist Du zum Engagement beim BUND gekommen? Gab es einen konkreten Anstoß oder ist das eine längere Entwicklung gewesen?

Tiere als Mitlebewesen, die auch gut leben wollen, liebe ich schon immer. Da sie eine intakte Natur brauchen, ist auch Umweltschutz immer schon ein wichtiges Thema für mich, so dass ich in den 1980er Jahres in einer kirchlichen Umweltgruppe aktiv war. Durch Ausbildung, Beruf, dann daneben noch das Studium wurde die Zeit knapp, aber zahlendes Mitglied konnte ich sein. Erst als da mehr Ruhe eingetreten war, wollte ich endlich mal wieder keine Karteileiche mehr sein und ging zu einem Plenum – nur mal sehen, wie das so ist. Es folgte ein Termin zum Apfelpflücken für die Saftpressaktion auf Zollverein. Damit blieb der Kontakt zum BUND.

Lässt sich daraus etwas für die Mitgliedergewinnung oder genauer die Gewinnung von Aktiven folgern? Und vielleicht sogar darüber, wie diese gehalten werden können?

Es gibt natürlich auch andere Naturschutzverbände, deren Arbeit ich sehr schätze. Aber Marie-Rose kannte ich schon über Demos und einen klimafreundlichen Kochkurs. So ist es leichter gefallen, zu einem Plenum des BUND zu gehen.

Bedeutet das, für dich ist es von zentraler Bedeutung, Möglichkeit zum unmittelbaren Kennenlernen zu schaffen? Und wenn ja, welche Möglichkeiten oder Veranstaltungen schweben Dir dazu vor?

Niederschwellige Angebote, wo man erst einmal sehen kann, ob man sich irgendwie versteht und rein finden kann in die manchmal doch sehr sperrigen Aufgabenbereiche, die oft gutes Fachwissen benötigen. Und wer kennt sich schon aus mit den Möglichkeiten eines Verbandes, in der Stadtpolitik mitzumischen. Um sicherer zu werden und Ideen und Ansichten leichter einbringen zu können, könnte ich mir gut vorstellen, dass wir einen z.B. monatlich stattfindenden Stammtisch einrichten. Oder gemeinsames Kochen oder (mehr) Exkursionen.

Du bist Lehrerin an einer Realschule und unterrichtest derzeit die Klassen 5 – 9. Einer Lehrerin muss diese Frage gestellt werden. Gibt es sie an deiner Schule, die Aktiven von „Fridays for future“? Hat das Thema konkret in deinen Klassen eine Bedeutung?

Ich weiß von keinen an unserer Schule, die da mitmachen. Gut so – sonst hätte ich ja den inneren Konflikt, die „Schwänzer“ melden zu müssen.

Hat die mangelnde Beteiligung etwas mit dem Alter Deiner Schüler*innen zu tun oder mit der Schulform? Ab welcher Altersgruppe gibt es nach deiner Wahrnehmung eigentlich Umweltschutz als wichtigen Faktor bei Jugendlichen? Müsste oder könnte sich die BUND-Kreisgruppe da einbringen? Wir haben in Essen ja keine BUND-Jugend.

Zur ersten Frage: Vermutlich trifft beides zu: Die einen sind zu jung, um sich selbständig auf eine Demo zu wagen, wenn man dafür noch Schule schwänzen muss. Manche sind auch noch nicht informiert genug – das haben Gespräche darüber gezeigt. Schule hat ja sehr viele Aufgaben, es gibt viele verschiedene wichtige Projekte. Für die Älteren steht oft schon die Berufswahl im Vordergrund.

Zur zweiten Frage: Kinder sind biophil, in der Pubertät tritt diese Eigenschaft aber in den Hintergrund. Man kann sie aber sicherlich erhalten und außerdem das Nachdenken über Umweltschutz als Teil der eigenen Zukunftsgestaltung fördern. Schließlich ist es deren Zukunft, weniger meine (früher sagte ich noch, Auswirkungen des Klimawandels erlebe ich persönlich nicht mehr – ist ja auch schon nicht mehr korrekt).

Eine BUND-Jugend wäre da schon sehr schön – in einem solchen Kreis könnte auf einer für das jeweilige Alter angemessenen Weise und handlungsorientiert gearbeitet werden.

Du bist u.a. Mitglied der Internetredaktion der Kreisgruppe Essen, schreibst Protokolle von Versammlungen, besetzt gelegentliche Infostände, fährst zu Demos (z.B. Hambach). Das ist ein Teil der stillen Arbeit im Hintergrund, notwendig, aber weniger sichtbar. Auch Marie-Rose Joos hat im Interview erläutert, wie wichtig und zeitaufwendig diese „kleinen Arbeiten“ sind. Welche Bedeutung misst du diesen für gesellschaftliche Veränderungen zu?

Ich sehe in den „kleinen Arbeiten“ eher die Möglichkeit, mich mit überschaubarem Zeitaufwand einzubringen und meinen Beitrag zum Erreichen der größeren Ziele im Umweltschutz leisten zu können. Alltagstaugliche Lösungen probiere ich auch, denke aber nicht, dass das „die Welt retten“ kann. Dazu müssen schon politische Lösungen gefunden werden, wofür der BUND ja als größerer Verband von Einzelpersonen etwas anstoßen könnte. Leider erschöpft sich die Arbeit meist im Versuch, das Schlimmste zu verhindern, und der Erfolg bleibt nicht selten aus.