BUND-Kreisgruppe Essen

AG Artenschutz zu Gast in der Kalkgrube Oetelshofen

21. August 2022 | Flächenschutz, Lebensräume

Miteinander von Ökonomie und Ökologie

 (Martin Kaiser)

Naturschützer und Fotograf Benny Trapp vom BUND-Wuppertal hatte in die Kalkgrube Oetelshofen eingeladen. Mitglieder und Gäste der AG Artenschutz waren sehr gespannt auf die ungewöhnlichen Einblicke in sonst nicht zugängliche Lebensräume der Kalkgrube. Dabei war für die Teilnehmenden neben Flora und Fauna auch das Nebeneinader von Ökonomie und Ökologie bemerkenswert. Trotz oder gerade durch den seit über hundert Jahren tätigen Abbau von Kalk sind auf der ca. 100 Hektar großen Fläche besondere Sekundärbiotope entstanden, die gefährdeten Arten einen Lebensraum bieten.  Dabei waren die Betreiber*innen der Kalkgrube durch ihre gerodeten Erweiterungsflächen in das betriebseigene Osterholz in die Kritik geraten, die wir in weiten Teilen nicht nachvollziehen bzw. differenziert sehen.

Los ging es noch vor der Dämmerung, erst tief hinab in die Grube, dann hoch hinaus auf die angrenzende Halde. In der Grube waren zahlreiche Laichgewässer im lehmigen Boden, hauptsächlich in den tiefen Radspuren der schweren Fahrzeuge entstanden. Anders als bei anderen Unternehmen werden diese durch den Betreiber mit Hilfe der Naturschützer*innen hier besonders geschützt, indem Bereiche abgesteckt, im Betrieb umfahren und bei drohender Austrocknung auch bewässert werden. Diese kleinräumigen Laichbiotope stellen nämlich wichtige Ersatzlebensräume dar. Die ursprünglichen Biotope, die Überschwemmungswiesen weiträumiger Auenlandschaften, sind durch Flurbereinigung und intensive Landwirtschaft oftmals verloren gegangen. Zudem fehlen in der Grube natürliche Fressfeinde wie Fische oder Insektenlarven, so dass sich hier die Kaulquappen von Kreuzkröte, Geburtshelferkröte und Wechselkröte ungestört entwickeln können.

Das Restlicht nutzend ging es dann hinauf auf die Halde, die mit ihren nährstoffarmen Böden Grundlage für darauf spezialisierte Krautpflanzen war. Zudem bietet das Offenland hier auch Habitate für die gefährdeten und darauf spezialisierten Vogelarten, wie der Feldlerche. Der Abendblick von den Wildwiesen auf die umgebende Landschaft war atemberaubend.

Zu Beginn der Dämmerung ging es dann wieder in tiefere Gefilde der Grube. In der Dunkelheit waren mit Taschenlampen dann auch die adulten Amphibien zu sehen. Darüber hinaus traf die Gruppe weitere Aktive der Universität Wuppertal, die hier gesichtete Amphibien kurzzeitig aufsammelten und nach Art, Gewicht und Größe erfassten.

Mit der Erinnerung an den Schrei des hier vorkommenden Uhus auf der einen und den zahlreichen rufenden Kröten auf der anderen Seite endete eine kleine Exkursion mit vielen Eindrücken. Trotz (oder gerade wegen) vieler Unkenrufe ein scheinbar gelungenes  Miteinander von Ökonomie und Ökologie.

Eine Fotogalerie zur Exkursion gibt es hier

Eine fachlich sehr fundierte Darstellung über "Lebensraum Abbaugebiete" ist auf der Website des schweizerischen Vereins "biodivers" nachzulesen. "Biodivers" schreibt:
"Durch eine vorausschauende Planung und einen sachgerechten Umgang mit den künstlich geschaffenen Lebensräumen tragen die Abbaugebiete wesentlich zum Erhalt der Biodiversität bei."

Die zahlreichen Fotos von Benny Trapp zu den verschieden Tierarten in der Kalkgrube sehen Sie hier.
Seine Amphibien-Bücher gibt es hier:

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