BUND-Kreisgruppe Essen

Alle machen weiter! „Stadtklima zwischen Klimawandel und urbanem Leben“ endet erfolgreich

27. Februar 2020

Nachbericht: Teil 4 der Fortbildung „Stellung nehmen“

Das Beste vorweg: Nach der vorerst letzten verbandsübergreifenden Fortbildungsveranstaltung "Stellung nehmen" wollen alle Teilnehmenden in einer kontinuierlich arbeitenden Gruppe weiterführen. Die Verbände LNU, NABU und BUND werden somit wieder zuverlässig und kompetent Stellungnahmen zu Genehmigungs- und Planverfahren in unserer Stadt abgeben, wie es ihre Aufgabe und ihr Recht als gesetzlich anerkannte Naturschutzverbände ist. Dafür steht nun ein Team von Erfahrenen und Neuen, Jungen und Älteren, Männern und Frauen zur Verfügung die sich in die Vielfältigkeit der Thematik mit Verve, Neugier, Interesse und verschiedensten Erfahrungen eingebracht haben und zukünftig einbringen wollen!

Doch zurück zur vierten Veranstaltung am 22. Februar in der schönen Voßgätter Mühle: Die Organisatoren konnten für das Thema „Stadtklima zwischen Klimawandel und urbanem Leben“ den renommierten Klimatologen beim Regionalverband Ruhr (RVR), Herrn Dr. Wolfgang Beckröge als Referenten gewinnen. Mit seiner Hilfe wurden Begriffe wie „Frischluftbahnen“, „Wärmeinseln“ und „Tropennächte“ präzisiert. Dabei wurde deutlich, dass im urbanen Raum die bestehenden, quasi „normalen“ stadtklimatischen Defizite durch den Klimawandel weiter und drastisch verschärft, aber nicht neu geschaffen werden. Eine Betrachtung der Klimafunktionskarte zeigt für die Stadt Essen bereits deutlich erhöhte Temperaturen in den hoch verdichteten Stadtteilen. Vor dem Hintergrund einer alternden Bevölkerung konnte sich jeder ausmalen, was zahlreicher werdende „Tropennächte“ für die Gesundheit bedeuten. Was also tun, um dem zu begegnen? Dr. Beckröge zeigte Beispiele verschieden wirksamer Dach- und Fassadenbegrünung, Ausgestaltung von Straßenbegleitgrün bis hin zur Entsiegelung von Flächen und der Bewahrung von Parks und innerstädtischer Grünzüge im Verbund.

Besonders spannend wurde es in der anschließenden Diskussion: Wie können wir als Verbände nicht nur z.B. auf vorgelegte Bebauungspläne mit Stellungnahmen reagieren („gefällt uns nicht“), sondern bereits proaktiv eine Stadtplanung mitgestalten, die Klimaschutz und Klimaanpassung berücksichtigt? Dies kann beispielsweise durch eine „doppelte Innenverdichtung“ erfolgen, die eine maßvolle Bebauung in der Stadt zulässt und gleichzeitig die Qualität von Wohnen und „Grün“ verbessert. Ein weiterer heißer Diskussionspunkt war die Durchschlagskraft der Argumente vieler Essener Bürgerinitiativen die mit gestörten Klimafunktionen gegen die Bebauung von Freiflächen am Siedlungsrand argumentieren. Ein Blick in die Klimafunktionskarte und die explizite Nachfrage bei Herrn Dr. Beckröge zeigte: Die häufig angeführten Klimafunktionen von Kaltluftabflüssen und Frischluftbahnen sind für die in der Kritik stehenden möglichen Bauflächen am Stadtrand oftmals entweder nicht stichhaltig (wenn Kaltluft z.B. vom unbelasteten Außenbereich wieder in den unbelasteten Außenbereich abfließt) oder sie sind von eher nachrangiger Bedeutung (weil die wichtigen Frischluftschneisen und Belüftungsbahnen an ganz anderen Orten ermittelt wurden). In der Konsequenz können solche Argumente in den Abwägungsprozessen der Stadtgremien („Bauen oder nicht“) daher schnell „weggewogen“ werden. Auch eine mögliche Neuauflage der Stadtklimaanalyse von 2002 wird daran offenbar nichts Grundlegendes ändern. Aufgabe der Verbände muss es also sein, sich stadtteilübergreifend mit allen Bürger*innen für lebenswerte Gesamtkonzepte einzusetzen, in denen der Klimaschutz einen wichtigen Baustein darstellt.

Das Organisationsteam freute sich, mit der durchgeführten Fortbildungsreihe einen entscheidenden Schritt weiter gekommen zu sein, die Umweltbelange in laufende und zukünftige Planvorhaben einzubringen und über die weitere Entwicklung der Arbeitsgruppe wieder berichten zu können.

Hilfreiche Literatur zum Thema Stadtklima (externe Links):

Klimawandel und Klimafolgen in NRW

Handbuch Stadtklima

Klimaanalysekarten auf dem Klimaserver des RVR

Klimaatlas NRW

Solardachkataster LANUV

Solardachkataster RVR

Toolbox Klimaanpassung im Stadtumbau

Eine interessante Seite mit Themen die hier angesprochen sind, finden Sie hier:

https://www.bund.net/themen/naturschutz/stadtnatur-gruene-freiraeume-schaffen/

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