Außergewöhnliche Exkursion in die Kalkgrube Oetelshofen

29. August 2024

Eine Nachbetrachtung und Vorausschau auf zwei weitere Exkursionen

Spannende Einblicke in besondere Biotope eines aktiven Abbaugebiets versprach die Exkursion am 10. August mit Naturschützer und Fotograf Benny Trapp in die Kalkgrube Oetelshofen in Wuppertal. Diesmal ging es mit dem bereitstehenden Großraum-Jeep hinunter in die Sohle des aktiven Tagebaus. Neben zahlreichen Versteinerungen der Urzeit waren die zahlreichen Kaulquappen der verschiedenen Molcharten (Teich-, Kamm-, Faden- und Bergmolch) zu unterscheiden. „Im Steinbruch dienen vor allem tiefere Radspuren auf dem lehmigen Böden als Laichgewässer, wie sie durch die schweren Fahrzeuge entstehen“, erläuterte Benny Trapp anschaulich. Die Habitate von Kreuzkröte, Wechselkröte, Geburtshelferkröte finden hier ebenfalls beste Fortpflanzungsbedingungen. Einzelne Arten benötigen diese temporär entstehenden Kleinstgewässer, die nur wenige Wochen im Jahr Wasser führen. „Ihre Fortpflanzungsstrategie liegt darin, nach Regen oder Überflutungen von Fließgewässern in den dadurch neu entstehenden Pfützen zu laichen. Dadurch entgehen sie ihren natürlichen Fressfeinden, da hier weder Fische noch Insektenlarven leben“, so Trapp. Das Besondere ist dabei, dass der Betreiber während der trockenen Sommermonate die Laichbiotope notfalls bewässert, um ein Absterben der Larven durch Austrocknung zu verhindern. Fressfeinde gab es trotzdem: Der invasive Waschbär war durch vielfältige Spuren identifizierbar und wird hier bejagt. Ein Baumfalke stieß während der Exkursion in den Kessel, um sich eine Libelle zu greifen. Mit gebührendem Abstand konnte die Gruppe auch den Flussregenpfeifer beobachten, ebenso wie den imposanten Kolkraben.

Nach zahlreichen Betrachtungen und Informationen ging es hinauf auf die Abraumhalden. Hier erläuterte Svenja Paus die verschiedenen vorkommenden Heuschreckenarten, die gut getarnt auch an ihrem „Gesang“ zu erkennen waren. Um den teilweise feinen Gesang von Langfühlerschrecken (Ensifera) und Kurzfühlerschrecken (Caelifera) hörbar zu machen hatte Paus einen BAT-Detektor (der normalerweise die Frequenzen von Fledermäusen hörbar macht) mitgebracht. Eine hilfreiche Idee für diejenigen in der Gruppe, die es zum Teil altersbedingt nicht mehr hören konnten.

Neben den zahlreichen Informationen zu diesen Tiergruppen waren die Erzählungen von Benny Trapp zu den vielen überwundenen Hindernissen im praktischen Naturschutz von großem Interesse. Vieles von dem, was hier mit dem Schutz der vorkommenden Arten verbunden ist, ist seiner Initiative und direkten Ansprache an viele Beteiligte zu verdanken. Dank gilt auch den Betreibern, die viele Ideen pragmatisch umsetzen, wie z.B. das spannende Arche-Projekt mit dem Zoo und der Universität Wuppertal, dem Naturlehrpfad oder zahlreichen Nistkästen.

Nach vier Stunden erreichten die Teilnehmenden ihre Ausgangsposition, voll mit Eindrücken und Informationen. Für Erlebnis- und Wissbegierige sind mit Benny Trapp und Exkursionsteilnehmer und BUND-Mitglied Wilfried Sauter bereits zwei weitere Exkursionen in der Planung:

Benny Trapp: „UHU-Exkursion in den Steinbruch Oetelshofen“ (Voraussichtlich März 2025)

Wilfried Sauter: „Wiesenbau-Geschichte in den Talauen zwischen Rhein, Ruhr und Wupper“ (Voraussichtlich Oktober 2024, Vortrag zur Funktionsweisen, Entwicklung und Bedeutung der historischen Wiesenbewässerung und Exkursion zur Schöller-Wiese des Betreibers der Kalkgrube Oetelshofen)

Infos bald auf unserer Website!

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Hier noch weitere interessante Informationen zum Themenbereich der Exkursion:

  • Gaby Schulemann-Mayer (Teilnehmerin der Exkursion und Mitarbeiterin bei den Naturguckern) macht auf einen brandneuen kostenlosen Kurs über Biodiversität in der Baustoffindustrie auf der Website der NABU|naturgucker-Akademie aufmerksam: https://artenwissen.online/goto.php?target=crs_1188.
  • Ebenfalls bei den naturguckern gibt es die informative Präsentation von Prof. Dr. Michael Rademacher von der TH Bingen zum Thema "Kiesgrube, Steinbruch & Co. - Rettungsanker für die heimische Artenvielfalt?": https://nabu-naturgucker.info/wp-content/uploads/2023/03/ng_kongress2016-Rademacher-Kiesgrube_Steinbruch.pdf
  • Ein frei zugängliches PDF zum wunderbaren Buch von Frido Berninghausen „Welche Kaulquappe ist das?“ – Der digitale Amphibienführer“ gibt es hier zum kostenfreien Download:
    https://books.apple.com/de/book/welche-kaulquappe-ist-das/id985948642


    Das Buch gibt es auch als handliches wasserfestes analoges Exemplar:
    Die 12. Auflage des Bestimmungsschlüssels „Welche Kaulquappe ist das?“ von Friedo Berninghausen liegt druckfrisch vor.
    Geändert hat sich die Bezugsquelle des wasserfesten Bestimmungsschlüssels.

    Die Bücher können nun direkt über die Berninghausen-Stiftung bezogen werden.
    Der Verkaufspreis beträgt je Exemplar € 22,90 zuzüglich Versandkosten.

    Hier die Kontaktdaten für die Bestellung:
    E-Mail: berninghausen-stiftung @ bremen.de
    oder telefonisch unter 0421 / 83 50 55-0

  • Eine fachlich sehr fundierte Darstellung über "Lebensraum Abbaugebiete" findet sich auf der Website des schweizerischen Vereins "biodivers". "Biodivers" schreibt:
    "Durch eine vorausschauende Planung und einen sachgerechten Umgang mit den künstlich geschaffenen Lebensräumen tragen die Abbaugebiete wesentlich zum Erhalt der Biodiversität bei."

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