BUND-Kreisgruppe Essen

Vertrauen hat Schaden genommen: Fledermaus-Großquartier wird ersatzlos verschwinden

03. April 2024

Das Fledermaus-Großquartier im Deilbachgewölbe in Kupferdreh wird ersatzlos verschwinden. Mit einer umfassenden Stellungnahme haben die Umweltverbände BUND und NABU noch in letzter Minute gehofft, Schaden abwenden zu können. Wieder einmal bleibt die Stadt Essen weit hinter ihrer angenommenen Vorbildfunktion als ehemalige „Grüne Hauptstadt" und Mitglied im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e. V.“  zurück. Und das Vertrauen der Verbände in die Untere Naturschutzbehörde hat nachhaltig Schaden genommen.

Mit einer vierseitigen Sachverhaltsdarstellung hat die Untere Naturschutzbehörde versucht, der Politik nahezulegen, dass das Fledermausgroßquartier trotz einer dreißigjährigen Planungszeit nicht gerettet werden kann.

Schon der Titel der Vorlage nimmt das Ende vorweg: „Ehemaliges Deilbachgewölbe in Kupferdreh“ lautet dieser, obwohl das Gewölbe noch existiert. Somit ist gleich zu Anfang klar, hier wird nur noch eine lästige Pflicht abgearbeitet, die Entscheidung auf artenschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen ganz zu verzichten, stand fest.

BUND und NABU hatten noch in letzter Minute versucht, mit einer kritischen Kommentierung der Sitzungsvorlage die Politik über die Unzulänglichkeiten zu informieren. Doch die Politik nahm wieder einmal „Kenntnis“ ohne Position zu beziehen.

Ihre Kritik hatten die Verbände in fünf Punkten zusammengefasst:

  1. Seitens der Verbände BUND und NABU besteht erhebliche Kritik an den Inhalten der Sitzungsvorlage. Aus unserer Sicht für die fachliche, rechtliche und politische Bewertung des gesamten Vorgangs wesentliche Informationen sind der Vorlage nicht zu entnehmen.
  2. Bei einem 30-jährigen Planungsprozess ist nicht zu verstehen, dass am Ende steht, dass ein Fledermausquartier regionaler bis überregionaler Bedeutung voraussichtlich ersatzlos entfallen wird.
  3. Bei einem 30-jährigen Planungsprozess ist nicht zu verstehen, dass wesentliche Unterlagen erst wenige Tage vor entscheidenden Beratungen vorliegen und diese Beratungen zudem zu einem Zeitpunkt erfolgen, wenn die Ausschreibung der Maßnahme bereits erfolgt ist.
  4. Die Verbände haben erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der angekündigten Maßnahmen. Der 28 Jahre alte Planfeststellungsbeschluss spiegelt nicht die vorliegenden Erkenntnisse wieder.
  5. Das geplante Vorgehen der Stadt Essen bleibt weit hinter ihrer angenommenen Vorbildfunktion als ehemalige „Grüne Hauptstadt" und Mitglied im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e. V.“  zurück.

Begründet wird der ersatzlose Verlust des Fledermausquartiers seitens der Stadt mit der finanziellen Unverhältnismäßigkeit von Ersatzmaßnahmen. Deren Kosten hat sich die Verwaltung allerdings selbst hingerechnet und dazu teils absurd hohe Kosten angenommen. Allein die gutachterliche Betreuung schlug mit angeblichen 150.000 € zu Buche, realistisch wäre nach Einschätzung von Experten ein Zehntel gewesen.

Die vollständige Stellungnahme mit vielen weiteren interessanten Gesichtspunkten gibt es hier.

Unsere letzte Meldung vom 26. Februar 2024 zu diesem Thema: „Fledermäuse verzögern Verfüllung - Ein Lehrstück der Irreführung" ist hier nachzulesen.

Der im Bild gezeigte Zeitungsartikel ist hier online nachzulesen, liegt aber hinter der Bezahlschranke.

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