BUND-Kreisgruppe Essen

Waldgipfel 2021

Am 2.6.21 fand online der 2. Waldgipfel mit der Frage „Wald im Klimawandel“ statt. Es wurden von Wissenschaftlern einige Vorträge gehalten und Diskussionsbeiträge der Politik wiedergegeben, es sollten aber auch Fragen von den Teilnehmenden beantwortet werden. Gastgeber war Sachsen-Anhalt.

Da die Mitglieder der Wald-AG verhindert waren, nahm Marie-Rose Joos für die BUND Kreisgruppe an der Konferenz teil.

Vorträge:

Prof. Bauhus von der Universität Freiburg ist Vorsitzender des Beirats für Waldpolitik der Bundesregierung. Ein Gutachten zum Thema ist in Arbeit. Die Frage stellt sich, ob politischer Klimaschutz und Klimaanpassung kohärent sind. Wichtige bisher nicht angemessen beachtete Fakten: In nicht ferner Zukunft werden die Landnutzung und die Waldwirtschaft CO2-Produzenten statt Senken sein (!). Eine Stilllegung der Waldnutzung würde eine zusätzliche Senke bewirken; denn künftige Generationen sollten die gleiche Nutzungsmöglichkeit von Wald und Holz haben wie wir, was aber nicht gewährleistet ist, wenn wir weitermachen wie bisher.

Prof. Ammer von der Universität Göttingen trug zur Waldbiodiversität vor. Durch den Klimawandel sind 30% der Arten in den kommenden 50-80 Jahren bedroht; kurzzeitig kann sich die Waldbiodiversität allerdings erhöhen. Drastische Verschiebungen der Artenareale sind zu erwarten, das führt zu neuen Artenzusammensetzungen und zu anderen nicht vorhersagbaren Lebensgemeinschaften.

Zu der viel diskutierten Frage, ob sich der Wald auf natürliche Weise umbauen sollte oder ob man ihn aktiv verändern sollte, fragt sich Ammer, welcher Wald bleiben wird. Ohne Eingriffe ist der Erhalt aller Ökosystemleistungen nicht sichergestellt. Wälder auf natürliche Weise umzubauen, wird sehr lange dauern, ca. 200 Jahre dauert es von 60% Fichten auf 20% zu kommen. Beispiel Birkensamen: trotz des geringen Gewichts streuen sich Birkensamen ganz überwiegend nahe der Mutterpflanze aus.
D.h. es wird drastische nicht abschätzbare Veränderungen im Wald geben; die Entwicklung einfach laufen zu lassen, hält er für ungünstig. Dabei ist es fundamental, die Ursachen anzugehen, den CO2-Ausstoß. Ohne spürbaren Verzicht werde das nicht möglich sein.

Prof. Anette Hafner, RUB Bochum referierte zum Thema Klimafreundliches Bauen mit Holz
(der Vortrag brachte keine neuen Fakten und Diskussionsansätze).


Diskussion unter den Vortragenden:

Bauhus: Fichte ist nicht einfach ersetzbar durch anderen Nadelbaum; die Waldbauern brauchten andere Einkommensquellen wie die Honorierung von Ökosystemleistungen (siehe die Förderprogramme von Frau Klöckner, die bereits genutzt werden, aber nicht nur fortgeschrieben, sondern ausgebaut werden müssten).

Ammer: sieht die Gleichung Schutz = Nichtmehrnutzung als fragwürdig an. Waldbilanzen auf Länderebene seien nötig.


Berichte aus einigen Ländern:

Bay: N/S-Gefälle; Borkenkäfer in der Fichte. Dürrejahre haben auch dem Laubwald zugesetzt

NRW: Heinen-Esser referierte v.a. zu Waldschäden durch Dürre - nichts Neues

Saarland: Reinhold Jost: vor 30 Jahren naturnahe Waldwirtschaft begonnen. Heute 75% Laubwald, 75 Baumarten; knapp 400 Vorratsfestmeter. Großer Wildnisanteil, in dem Naturverjüngung stattfindet.
Das seien gute Ausgangsvoraussetzungen für die anstehenden Herausforderungen. Vorschlag: auch die Landesforste sollten von den Fördermodellen Nutzen haben. Die Jagddebatte sei wichtig.

Sachsen:
Waldböden sind noch versauert. Umbau in Mischwälder sei im Gange. 45% der Wälder haben einen Risikopuffer (wobei unklar blieb, was genau das bedeutet). Seit 2018 82000 ha mit Schäden, 75000 kahl.
Bedeutung der Jagddebatte.

Thüringen:
Die Dürren haben besonders die Fichten getroffen. 12,5 Mio Fm Schadholz. Forderungen:
Waldumbau ins Gesetz aufnehmen und Landesforstämter stärken; 6,5% der Waldfläche aufforsten.

Er fordert eine Richtlinie für die Flächenprämien für Ökosystemleistungen.

 

Persönliches Fazit von Marie-Rose:

"Das Beispiel Saarland reizt mich, es einmal live anzusehen. Die Beiträge der Waldforscher geben wichtige Denkanstöße. Auf die politischen Fensterreden von v.a. Frau Klöckner hätte ich gern verzichtet; den Publikumsteil hätte man ehrlicherweise besser weggelassen, denn ganze 5 Fragen wurden während der Konferenz beantwortet, alle übrigen überhaupt nicht, auch nicht im Nachgang. Das Fazit der Veranstaltung ist also recht gemischt."