BUND-Kreisgruppe Essen

Blaues Wunder: Linnés Pflanzenuhr auf dem Terrassenfriedhof

Blaues Wunder auf dem Terrassenfriedhof

Wem die Stunde schlägt - Begegung mit Linnés Blumenuhr

Die Wegwarten-Blüte am Vormittag, links im Bild Echter Steinklee (gelb).  (Sabine Hurck)

Mittwochnachmittag auf dem Terrassenfriedhof: die Blühfläche im zweiten Standjahr. Keine Mohn- und Kornblumen mehr, kein Buchweizen, keine Sonnenblumen. Die Zweijährigen beherrschen das Bild und ziehen Insekten an: Der gelbe Echte und der Weiße Steinklee, die auch Honig-Klee genannt werden, sind mir teilweise über den Kopf gewachsen. Der blaue Natternkopf, ein Wildbienenmagnet. Es summt. Der größte Teil der Blühfläche wird jedoch von schmalen, dünnen, hoch aufgewachsenen Stängeln eingenommen, die nicht viel hermachen. Die Wegwarte. Alles voller Knospen, aber keine offene Blüte. Schade.

Sonntagmorgen: Sensenlehrgang und Mahdtermin auf den vom BUND betreuten Wiesenflächen des Terrassenfriedhofs. Und die Blühfläche ist blau! Nicht nur der Natternkopf, die ganze Fläche ein blaues Blütenmeer, alle Wegwarten blühen! Herrlich.

Am Nachmittag, nach getaner Arbeit zum Abschied noch ein letzter Blick auf die Blühfläche: Was ist denn hier passiert? Wo sind die blauen Blumen geblieben? Keine einzige Wegwarte ist noch ein Foto wert! Nein, der Sensenkurs und die fleißigen Mäher vom BUND tragen keine Schuld daran. Da dämmert es mir langsam:

 

Linnés Blumenuhr! Sollte die Wegwarte ein Anzeiger für die Tageszeit sein?

Ja, es stimmt. Wikipedia schreibt, die Blüten seien nur von 6 bis 11 Uhr geöffnet. In Form einer Blumenuhr hatte der schwedische Naturforscher Carl von Linné 1745 seine Erkenntnisse über den Biorhythmus von Pflanzen im Botanischen Garten von Uppsala umgesetzt. Die dekorative Zeichnung davon mit deutschen und alten wissenschaftlichen Namen kennt man (als Gegenstück zur Vogeluhr) aus Läden mit naturpädagogischem Angebot. Aber dass man es aktuell selbst erleben kann, passiert selten. Das liegt auch daran, dass die Wegwarte, wenn sie sich selbst an Straßenrändern ansät, nie in größeren Gruppen wächst, sondern eher vereinzelt in einer Reihe steht.

Ob die Blühfläche auf dem Mittelstreifen der Wittenbergstraße morgens auch in Blau getaucht ist? Mein Nachmittagseindruck ist der von vielen grünen, dünnen Wegwarten, aber einem bescheidenen Gesamtbild. Als Pendler auf dieser Strecke könnte man aktuell mal einen Blick auf diesen Teil der Blumenuhr werfen. Oder vormittags den Terrassenfriedhof besuchen.