Die katastrophalen Überschwemmungen auch in Essen haben Gründe

21. Juli 2021

BUND Essen benennt Defizite und bietet Mithilfe an

Die Nachrichten überschlagen sich: Als „Weckruf der Natur“ und „menschengemachte Katastrophe“ titelt die Presse quer durch die Republik. Plötzlich rufen alle nach Maßnahmen, um diesen scheinbar unvorhersehbaren Ereignissen zu begegnen. Plötzlich sind alle Klimaschützer, die fehlende Maßnahmen in Bezug auf die Klimafolgenanpassungen geißeln und schnelle Abhilfe fordern. Die Bundesforschungsministerin fordert, ganz im Sinne ihres Amtes, mehr Forschung zu Unwetterkatastrophen, und vor der nahenden Bundestagswahl sehen wir viele Politiker*innen direkt vor Ort oder teils in Regenjacken vor den Green-Screens der Studiokameras.

Dabei seien „die Gegen-Strategien lange bekannt und die Probleme auch hier bei uns in Essen oft hausgemacht“, sagt Maike Wissing, die Sprecherin der AG Wasser der BUND-Kreisgruppe Essen. Was wäre gewonnen worden, wenn die Milliarden, die jetzt in die Schadensbeseitigung gesteckt werden müssen, schon in die Gewässerrenaturierung und eine vorrausschauende Stadtplanung investiert worden wären? Es mangelt an der Umsetzung teilweise jahrzehntealter Beschlüsse aus der Wasserrahmenrichtlinie, die als europäisches Gesetzeswerk seit 2005 auch in Essen umgesetzt werden muss und unsere Flüsse und Bäche wieder in einen „guten Zustand“ versetzen soll. „Dabei sind diese notwendigen Gewässerrenaturierungen nur Teil eines konsequenten Hochwasserschutzes“, ergänzt Andreas Bolle, Mitglied der AG. „Sie sind kein Allheilmittel, bieten aber Schnittmengen zum Hochwasserschutz, z.B. mit einer Auenentwicklung, die als natürliche Überschwemmungsgebiete dienen“. Gerade in Essen lassen sich viele weitere kleine ökologische Maßnahmen gut verbinden mit den Anforderungen an einen Hochwasserschutz. Die Konzepte für eine naturnahe Entwicklung, die auch dem Hochwasserschutz dienen, gibt es teils seit Jahrzehnten. Um diese zu (re-)aktivieren hat die BUND-AG Wasser die Verantwortlichen bei der Stadt bereits vor dem Hochwasser angeschrieben und bietet ihre Mithilfe dazu an. Es bedarf einer zeitnahen Klärung der Planungsstände und einer entsprechenden Prioritätensetzung bei einer Vielzahl von Maßnahmen. Dazu können die anerkannten Naturschutzverbände aus ihrer Sicht der Stadt wertvolle Hinweise geben.

Bild: Deilbach-Aue unmittelbar jenseits der Essener Stadtgrenze in Hattingen und Velbert. Siehe auch Meldung vom 6. März 2021 zum Gewässerumbau der Aue.

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