BUND-Kreisgruppe Essen

Gülleunfall am Hardenberger Bach – der erste Jahrestag eines fast unbemerkten Massensterbens

26. Februar 2024

Am 20. Februar hat sich das durch einen schweren Gülleunfall hervorgerufene massenhafte Fischsterben im Hardenberger Bach in Velbert-Neviges zum ersten Mal gejährt. Auf 7 km war im Hardenberger Bach nachweislich der gesamte Fischbestand erloschen – von mehr als 10.000 toten Fischen ist auszugehen. Der Umfang des Schadens im Deilbach wurde nie untersucht. Schon kurz nach ersten Bekanntwerden hatte sich  die BUND-Kreisgruppe damals zu Wort gemeldet. Nunmehr wurde per Pressemitteilung daran erinnert.

Massenhaftes Fischsterben: schon lange keine Vermutung mehr

„Der ganze Vorgang ist von einem fachlichen wie kommunikativen Versagen vieler öffentlicher Dienststellen gekennzeichnet und auch die Medien haben sich außerordentlich schwach präsentiert“ resümiert die BUND-Kreisgruppe. Schon eine privat durchgeführte Überblickskartierung eines Fischexperten zwei Wochen nach dem Unfall ergab, dass von einem Massensterben auszugehen war. Doch noch lange nachdem das bereits bekannt war, operierte der Kreis Mettmann noch mit einer Zahl von lediglich 363 toten Fischen. Die naheliegendste Auswirkung eines Gülleeintrags ist ein Fischsterben, doch untersucht wurden Auswirkungen auf Trinkwassergewinnung und andere Artengruppen bzw. solche an Land, statt im Wasser. Genau diese Auswirkungen sind aus fachlicher Sicht aber erkennbar weniger gravierend.

Ganz genau bekannt sind die Auswirkungen durch eine umfassende Untersuchung des Hardenberger Baches durch das renommierte Fachbüro LIMARES aus Essen, das bislang nicht öffentlich bekannt wurde. Darin heißt es abschließend: „Da ein fast vollständiger Ausfall der Fischzönose im Hardenberger Bach vorliegt, ist auch ein ökologischer Schaden im Deilbach naheliegend, der bisher nicht untersucht wurde.“

BUND leistet Politikberatung – kein grundloses Verwaltungs-Bashing

Auf Bitte der Grüne Ratsfraktion in Velbert haben sich Gewässerexperten des BUND Essen die Antworten des Kreises Mettmann einen umfangreichen Fragenkatalog angesehen und dabei eine Vielzahl noch immer offener Fragen und unbelegter bzw. widerlegter Behauptungen identifiziert (Anschreiben und Anhang).

Wichtig in diesem Zusammenhang ist ein Satz im Anschreiben mit dem die Kommentierung den Grünen in Velbert zuging. Darin heißt es: „Insofern formulieren wir auch ausdrücklich keine Vorwürfe, sondern stellen zunächst nur unbestreitbare Defizite beim Handeln von Verwaltungen, Behörden, Fischereigenossenschaft und in der Medienberichterstattung fest. Mit einer umweltpolitischen Bewertung werden wir uns noch etwas Zeit lassen und auch mit übergeordneten Gremien sprechen, sobald benötigte Daten vorliegen. Die im ehrenamtlichen Bereich begrenzten personellen und fachlichen Kapazitäten lassen leider derzeit keine tiefergehende Analyse zu.“

Nachfragen – Nachhalten – Wirksam werden

Aus Essener Sicht besonders bitter ist, dass seitens der zuständigen Behörden in Essen zum Vorgang bis auf den heutigen Tag keine weitergehenden Informationen gegeben wurden. BUND-Vorstandsmitglied Martin Kaiser: „Wir werden uns selbst noch einmal mit Fragen an die zuständigen Behörden in Mettmann, Essen sowie die des Landes wenden. Wir hoffen aber auch darauf, dass die Essener Politik wie auch die Medien den Jahrestag des Massensterbens als Anlass für Nachfragen begreifen“.

Die Gefahr vergleichbarer Unfälle bleibt hoch.  "29 % der im Jahr 2022 geprüften Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen mit Mängeln", titelt eine aktuelle Auswertung des Statistischen Bundesamtes und die "meisten Schadstoffe gelangten demnach aus Biogasanlagen sowie Jauche-, Gülle- und Silagesickersaftanlagen (JGS-Anlagen) in die Umwelt."

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