Am Dienstag, den 10. Juni 2025, war es soweit: Prof. Klaus von der Ruhruniversität Bochum (RUB) besuchte uns auf unseren Modellflächen auf dem Terrassenfriedhof mit 18 Studierenden der Fachrichtung Geographie. Seit August 2024 ist Professor Klaus Leiter der Abteilung Stadtökologie und Biodiversität am Geographischen Institut der RUB. Der erste Kontakt zwischen ihm und der Kreisgruppe Essen war auf dem FloraFaunaTag entstanden und schnell war klar: Das hat ein Potenzial für einen interessanten Austausch zwischen jungen Wissenschafler*innen und unserem ehrenamtlichen Engagement. Die kleine Vorstellungsrunde zum Beginn des Tages offenbarte dann auch ein breites Spektrum an Interessensgebieten: Von der Stadtökologie über die klassische Bodenkunde, die Gewässerentwicklung, die Einbeziehung von Geoinformationssystemen in der Geomatik bis hin zur Klimaanpassungsproblematik und darüber hinaus. Das spezielle Thema des Tages waren dann Aufwertungsmaßnahmen im Sinne der Förderung der Biodiversität im urbanen Raum. Martin Kaiser von der BUND-Kreisgruppe erläuterte die Zielrichtung der ehrenamtlichen Bemühungen: Die vorherrschende Mulchmahd auf Rasen und Wiesen im öffentlichen Raum durch die Anlage und Pflegeumstellung hin zu Wildwiesen zu ergänzen. Nach einem gemeinsamen Rundgang mit vielfachen Erläuterungen zu Wiesenentwicklung und Strukturelementen (wie z. B. Wildbienenstände und Sandarien) ging es dann auch direkt in die Modellflächen selbst: Sabine Hurck, unsere Botanikerin, hatte lange Vorarbeit geleistet, um den Besucher*innen Wiesengräser im wahrsten Sinne des Wortes „begreiflich“ zu machen. Nicht nur der Bestimmungsschlüssel diente der Wiedererkennung, sondern auch Gräser, die sonst leicht verwechselbar in Gläsern als Vorzeige-Exemplare bereitstanden. „Fühlen Sie mal“, war die Aufforderung, „dann merken Sie die Unterschiede sofort“. Wer wollte, konnte darüber hinaus mit Zollstock „bewaffnet“ eine Bestandshöhenmessung „mit besonderer Berücksichtigung kennzeichnender Arten und ausgeprägte Höhenetagen in der Wildwiese“ erforschen. Dietmar Schruck von unserem Bildungsprojekt der „Rollassel“ fuhr mittlerweile mit seinem „Lastenrad“ und Anhänger vor. Eine Bohrprobe in der Fläche war dann Ausgangspunkt für die weitere Betrachtung von Böden als Voraussetzung für Aushagerungsstrategien.
Wie Wissenschaft mit belastbaren Daten auch ein ehrenamtliches Engagement unterstützen kann, war dann Thema der Abschlussrunde: Gibt es im Modellprojekt genügend Daten, die eine Neuanlage oder Pflegeumstellung auf anderen öffentlichen Flächen rechtfertigen? Martin Kaiser machte deutlich, dass im Ehrenamt kein wissenschaftliches Versuchsfeld in Gänze ersetzt werden kann. Dennoch würden die Erkenntnisse ausreichen, um ein zielgerichtetes Umsetzen von Biodiversitäts-Maßnahmen vieler Flächen-Akteure (Städte und Kommunen; Wohnungsbaugesellschaften, Kirchen, private Gartenbesitzende etc.) zu rechtfertigen und zu beschleunigen. „Wir wissen nicht alles, aber genug, um ins Handeln zu kommen!“ war das Fazit des Tages.
Prof. Klaus und die Kreisgruppe Essen wollen in Kontakt bleiben, um die vielfältigen Herausforderungen in einem vernetzten Miteinander weiter anzugehen.
Die AG Artenschutz steht für Führungen nach Absprache zur Verfügung. Interessierte melden sich bitte unter: martin.kaiser(at)bund-essen.de