Mit zum Teil interaktiven Schautafeln zum Thema „Klimafolgenanpassung“ und zu „Wildbienen – Beispiel für bedrohte Artenvielfalt“ hatten sich die Aktiven den Besuchenden des diesjährigen Festivals präsentiert. Gerade das politisch brisante Klimafolgenanpassungskonzept hatten wir in der Vergangenheit differenziert kritisiert, uns mit unseren Forderungen nach mehr Ambition und Verbindlichkeit bei der Politik aber nicht durchsetzen können.
„Essen verfügt bereits über die dritte Klimaanalyse nach 1987, 2002 und 2023. Die letzten beiden Analysen weisen jedoch unwesentliche Unterschiede auf“, so Vorstandssprecher Andreas Bolle in einer kurzen Einführung. „Uns fehlt es nicht an Analysen, sondern an der konkreten Umsetzung der daraus resultierenden Handlungsaufträge. Daher stehen wir der angekündigten häufigeren Aktualisierung der Klimaanalyse eher skeptisch gegenüber und begreifen diese als Übersprunghandlung, da sie eher ablenken als zum Handeln aufrufen soll. Aufs Handeln kommt es aber an und hier scheitert Essen – nicht als einzige Kommune, aber dafür spektakulärer“. Um so mehr war es den BUND-Aktiven wieder ein Anliegen über Hitzebelastungen anhand der Klimakarten zu informieren sowie auf die fehlenden, aber dringend benötigten Umsetzungen hinzuweisen.
Beim Thema Wildbienen hatte sich die Kreisgruppe mit Wildbienenständen und einem Sandarium auf unseren Modellflächen auf dem Terrassenfriedhof Kompetenzen erworben, die am Stand mit konkreten Nisthilfen, hilfreichen Broschüren und Rat & Tat weitergegeben wurden. Auch unser Bildungsprojekt „Rollassel“ war mit Bodenuntersuchungen für ein rollendes Klassenzimmer wieder mit dabei: Vor allem bei jüngerem Publikum erweckte sie Interesse.
Darüber hinaus gab es wieder unser beliebtes Format „Komm auf den Teppich“. Mitten im Getümmel initiierte und moderierte Andreas Bolle kleine Gesprächsrunden mit illustren Gästen: Beim Thema „Ehrenamt – Damals und heute“ erzählte Dr. Pomp als Mitbegründer der über 50 Jahre alten „Essener Aktion gegen Umweltzerstörung (EAU) “ bildreich und prägnant von den Anfängen der organisierten Umweltbewegung, die in Essen einen ihrer zentralen Ausgangspunkte hatte. Ebenso geschichtsträchtig verwies Werner Strahl, ehem. Geschäftsführer von Cap Anamur, über die Anfänge der Hilfsorganisation. Insbesondere machte er auf das unendliche Leid aufmerksam, welches vor allem durch die vom amtierenden amerikanischen Präsidenten gestrichene Entwicklungshilfe verursacht wird, ebenso aber auch durch die Bundesregierung.
Vorab hatte bereits Inga Marie Sponheuer, grüne Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin, kurzfristig Fragen zur Aufgabe des BUND bzw. der Zivilgesellschaft, wie sie sich auf dem Fest präsentierte, beantwortet. Ihre Kernantworten: Ehrenamt muss „Sand im Getriebe“ sein, aber der Austausch zwischen Ehrenamt, Politik und Verwaltung müsse auch institutionalisiert werden, wofür zunächst das Stichwort der „Runden Tische“ steht. Am interessantesten für die Verbände war wohl die Einschätzung, dass Politik und Verwaltung auch eine gewisse Holschuld haben und verstärkt aktiv auf die Verbände zugehen sollten. Die Aktiven des Klimafestivals, aktuell über 130 Verbände und Initiativen mögen es gerne hören, läuft ihr Engagement doch häufig auf „Nebengleisen“, „Spielwiesen“ oder gar ganz ins Leere.
Dass man sich den oft geforderten „Austausch auf Augenhöhe“ aufseiten der Initiativen und Verbände hart erarbeiten muss, wurde in der zweiten „Teppichrunde“ deutlich: Mit viel Expertise, konzeptioneller und auch medialer Vorarbeit hatte der Fuß e. V., vertreten durch den ehemaligen Polizeidirektor für Essen und Mülheim an der Ruhr, Wolfgang Packmohr, für einen Schulcampus in Rüttenscheid geworben. Ebenso engagiert erläuterte Michael Happe für die Klimainitiative „Klimagerecht-mobil-Werden“ die Anstrengungen und Erfordernisse für Klimaanpassung und Lebensqualität in den Stadtteilzentren. Beiden fachlich wie politisch versierten Gesprächspartnern fielen neben harter Kritik am politischen Alltag in Essen durchaus auch Namen von Ratspolitikern ein, denen sie konstatieren, das Richtige zu wollen, aber von den „Altgedienten“ ausgebremst zu werden.
Fazit: Der Tag im Kreis und Austausch so vieler aktiver Mitstreiter:innen machte Freude und Mut, sich trotz der weltweiten Krisen weiterhin im Ehrenamt zu engagieren!